Da Hochstandsjosef Jubiläum
2023
Ausdrucksstark spielen „die alten Hasen“ den Wirt Roßfeichtl, Bauer Britschenbichler und Bauer Froschhammer bei der „Beichte“ des Bürgermeisters Xidinger. Foto: Andreas Becker
##Genau vor 20 Jahren war die Aufführung des Dreiakters „Da Hochstandsjosef“ von Gerhard Loew ein Meilenstein für die Schwoagara Dorfbühne. Bei der „zweiten Premiere“ am vergangenen Samstag zeigte sich die unglaubliche Entwicklung bei Darstellern, Bühnenbild und Technik.
Aus dem unverputzten Stadl, der mit rohen Brettern verblendeten und spartanisch ausgestatteten Bühne und der provisorischen Zuschauertribüne eines Gerüstbauers wurde ein Theatersaal mit dem Ambiente eines Lichtspielhauses, das weit über das Niveau einer „Laienbühne“ hinausgeht.
Für Christian Hauber, der mit Fred Döring und Roland Straka bereits im Jahr 2003 das Stück gespielt hat, ist klar: „Mia san 20 Jahr weiter. Mia habn a andere Technik, a andere Bühne. Die Stimmung war aber vor 20 Joar genauso wia heit. Das Stück selbst zählt. Die Tradition, der Dialekt, die Charaktere bleiben unverändert“.
##Verstörter Bürgermeister
Mit Bürgermeister Josef Xidinger scheint was nicht zu stimmen. Er kommt nicht zur angesetzten Gemeinderatssitzung. Plötzlich stürmt er verstört in die Wirtsstube und erzählt dem Wirt und den Gemeinderäten Froschhammer und Britschenbichler, was passiert ist.
Ein besonderes Ereignis muss den groben, streitbaren Josef Xidinger getroffen und sein Wesen verändert haben. Denn er macht einige besondere Zugeständnisse, die er früher nicht gemacht hätte. Hat der Heilige Josef damit etwas zu tun? Fred Döring als Wirt Roßfeichtl, Wast Liedl als Britschenbichler und Roland Straka als Froschhammer versetzen die Zuschauer in die Wirtshaus-Atmosphäre vor rund 120 Jahren. Zigarrenrauch, derbe Ausdrücke, „Schenkelklopfer“ und Sprüche mit verzerrter Stimme entlocken den Zuschauern immer wieder spontane Lacher. Christina Straka als Agnes und ihr Gspusi, der Xaver Xidinger, gespielt von Christoph Döring, bringen freche und unbekümmerte Momente auf die Bühne, genauso wie der junge Mesner Anderl, gespielt von Johannes Stopfer.
Als „gestrenger“ Dorfpfarrer sieht Christian Jaksch hin und wieder über die „leidlichen“ Fehler seiner „Schäfchen“, vor allem der Pfarrersköchin, gespielt von Sabrina Müller, hinweg. Die Verzweiflung des Bürgermeisters Josef Xidinger über sein Schicksal ist Christian Hauber ins Gesicht geschrieben.
Der Zuschauer muss immer die ganze Bühne im Blick haben. Ob am Wirtshaustisch, am seitlichen Stammtisch, hinten beim Bierfass oder im Hergottseck, die Handlung ist gespickt mit kuriosen, kaum auffallenden, spitzbübischen Aktionen der Darsteller.
Souffleuse Bettina Straka musste während der Durchlaufproben das Drehbuch an einigen Stellen ergänzen, denn die Schauspieler hatten einzelne Passagen „eigenständig gespielt, so dass es noch besser passt“.
Bevor sich der Vorhang öffnete, brachten einige Darsteller mit „an bayerischen Gsangl“ das Publikum in Stimmung. Dabei wurden sie von Paul, Markus und Teresa (12, 17 und 20 Jahre) mit Tuba, Akkordeon und Gitarre begleitet. „Mit dem Einsatz von drei Nachwuchsmusikanten, die durch die Appel-Seitz-Stiftung gefördert werden, erfüllen wir auch den Satzungszweck ganz hervorragend. Drei Generationen gemeinsam auf der Bühne, das ist ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Schwoagara Dorfbühne“, betont Christian Hauber.
##„Theaterwerkstatt“ als Basis
Sicherlich erfordert das auch das Vertrauen der Regieführenden und Mut und Selbstbewusstsein der jungen Darsteller. Die Basis dafür legt Regisseurin Steffi Gruner bei den Kindern und Jugendlichen in der „Theaterwerkstatt“ der Schwoagara Dorfbühne. Stolz zeigte Roland Bauer dem Publikum eine Auszeichnung über den „2. Platz in der Kategorie Kinder/Jugend des Bayerischen Amateurtheaterpreises“ durch den Verband Bayerischer Amateurtheater.
Bei den vielen Schauspielern des Theatervereins, die diesmal nicht aktiv werden konnten, sorgt Christian Hauber mit einem langfristigen Einsatzplan dafür, dass sie demnächst wieder auf der Bühne stehen werden.